Krieg in Europa

Es ist furchtbar! Ich hätte mir gewünscht, diesen Tag nicht zu erleben. Es ist Krieg in Europa. Täglich sterben Menschen, Familien werden getrennt, Kinder stehen plötzlich als Waisen alleine im Leben da. Menschen fliehen aus den Kriegsgebieten.

Diese Menschen brauchen Hilfe und wir können helfen. Jeden Tag! Wir dürfen nicht wegsehen, wir müssen handeln. Als Staat und als Mensch. Gemeinsam und jeder Einzelne.

Aber ist es richtig, schweres Kriegsgerät in die Ukraine zu liefern? Die Mehrheit der Bevölkerung sagt ja. Aber würden sie auch ja sagen, wenn die Gefahr eines größeren Krieges damit verbunden wäre?

Ich war im Februar als Landei in Frankfurt an einem sonnigen Samstag unterwegs. An der Pauluskirche wollten wir die Straße an der Ampel überqueren, ein Corsa kam genau im Bereich der Ampel zum Stehen. Junge Erwachsene pöbelten den Autofahrer an, einer riss die Tür auf, der Autofahrer sprang aus dem Auto und versuchte sich zur Wehr zu setzen. Es war eine handfeste Rangelei. Mein Schwager und ich gingen dazwischen und versuchten die Gemüter zu beruhigen – mit Erfolg. Wir sind nicht auf die Idee gekommen, dem Autofahrer, der ja in Unterzahl war, ein Messer zu geben. Wäre ja auch totaler Quatsch!

Natürlich hinkt hier der Vergleich. Was würde ich tun, wenn meine Familie, mein Haus, mein Land bedroht wäre? Wäre ich bereit, dass Leben meiner Söhne zu opfern? Für mein Haus, mein Land?

Ich komme zu dem Schluss, dass das Leben meiner Kinder mehr Wert ist als ein Haus oder ein Land. Ich würde wohl auch fliehen.

Möchte ich dann, dass die Kinder anderer Väter Waffen bekommen, um ihr Haus, ihr Land zu verteidigen? Das ist eine total schwierige Frage. Ich persönlich halte aber den möglichen Verlust eines geliebten Menschen für viel schwerwiegender als der Verlust der (geliebten) Heimat. Und ich kann auch nicht vergessen, dass russische Soldaten auch Väter und Mütter, Töchter und Söhne haben.

Ich finde, es gibt gerade viel zu viele Menschen, die mehr Waffen für richtig halten. Ich finde, wir brauchen mehr Menschen, die das Gespräch zur Deeskalation suchen.

Ich bin dankbar, dass wir uns politisch lange überlegen, ob wir schwere Waffen nach Ukraine liefern sollen.

Achim Saßmannshausen